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Triathlon ist mehr als – die T100 WM Serie

Der Blog über die Hintergründe des Elitetriathlons von Gerald Dygryn

Im Jahr 2023 begann ich über die Rennen der höchsten Kategorie im Kurzstreckentriathlon – der WTCS – zu berichten. Ziel war es, einen neutralen Standpunkt einzunehmen und sachlich über die Rennen und auch das Abschneiden der Österreicher*innen zu berichten. Neben meinem 2024 ins Leben gerufenen Blog „Triathlon Tools“, möchte ich nun auch daraus eine Serie machen, um Leser*innen auch die Seite des Leistungssports näherbringen zu können. Unter dem Titel „Triathlon ist mehr als“ werde ich also auch 2024 über alle Rennen der WCT Serie sowie natürlich auch über die Olympischen Spiele berichten. Letztere darf ich für den ORF auch wieder mitkommentieren. Am 30. Und 31. Juli finden die Einzelrennen statt, am 5. August die Mixed – Staffel.

Der WCTS Kalender 2024

8./9.3. Abi Dhabi

11.5. Yokohama

25./26.5. Cagliari

13./14.7. Hamburg

14./15.9. Montreal

17.-20.10. Grand Final Malaga

Diese Woche wurde eine neue Triathlonserie präsentiert. Eine Serie, die am Ende den/die wahre*n Weltmeister*in auf der Langdistanz küren soll. Eine Serie, die den Sport abseits der Olympischen Spiele komplett verändern könnte. Grund genug meinen Blog „Triathlon ist mehr als“ dieser Entwicklung zu widmen.

T100 – die neue WM-Serie stellt sich vor

Die T100 Triathlon World Tour 2024 wird vom 9. März bis 30. November des Jahres an acht Stationen stattfinden und soll 2025 auf zehn erweitertet werden. Geplant und durchgeführt wird die Serie von der PTO in Zusammenarbeit mit World Triathlon, womit das Ganze auch im Unterschied zu Ironman WMs oder Challenge EMs auch einen offiziellen und weltweit anerkannten Charakter bekommt.

Termine und Locations

9./10.3.  – Miami T100

13./14.4. – Singapore T100

1.6. – California T100

27./28.7. London T100

19./20.10. – Lake Las Vegas T 100

16./17.11. – Dubai T100

29./30.11. – Grand Final – der Ort wird erst bekannt gegeben

Die Serie ist von Dauer und Ausrichtung der WCTS sehr ähnlich. Auch hier starten Damen und Herren an einem Wochenende am gleichen Ort. Den Athlet*innen steht also eine lange Saison bevor. Die Distanzen werden bei all den Rennen 2 km Schwimmen / 80 km Radfahren / 18 km Laufen betragen. In Summe sind also 100km zu bestreiten. Daraus leitet sich auch der Name der Serie her.

Teilnehmer*innen

Ausschlaggebend für die Möglichkeit einen Vertrag für die Serie unterschreiben zu können und damit in den illustren Kreis der „Großen“ zu gehören, war die bis zum Cut Off gültige PTO -Rangliste. Mit der Unterzeichnung verpflichtet man sich bei sechs Rennen (fünf der Tour plus dem Grand Final) am Start zu stehen. Erst dann wird den Athlet*innen endgültig der Bonus für die Serie ausgezahlt. Eine Sonderregelung gab es für Olympiastarter*innen, die sich nur für die vier Rennen nach Paris verpflichten mussten. Alle Athlet*innen müssen ca. sechs Wochen vor dem Start ihre Zusage zum jeweiligen Rennen geben.

Neben den 16 Startplätzen für die besten der PTO Rangliste wurden noch vier Wildcards für die Serie vergeben. Die Vergabe richtete sich nach medialer Aufmerksamkeit, zukünftigem Potential, oder Erfolgen in der Vergangenheit. In Summe bedeutet das, dass bei jedem Rennen je 20 Starter*innen racen werden. Sollte das Feld aufgrund von Absagen kleiner werden, werden kurzfristig auch noch rennspezifische Wildcards vergeben.

Sensationell ist das Starterfeld bei den Frauen, wo alle der 16 besten Triathletinnen unseres Planeten unterschrieben haben. Das bedeutete unter anderem bei Lucy Charles-Barklay, dass sie auf die Titelverteidigung bei der Ironman WM, sicher auch aufgrund der Location Nizza, verzichtet. Überhaupt wird es für alle Starter*innen schwierig sein, sowohl bei der Serie als auch in Nizza, Hawaii oder bei Ironman Rennen generell gute Ergebnisse zu erzielen. Die Unterschrift gibt also ein klares Bekenntnis für die Ausrichtung der Rennen zumindest in diesem Jahr.

Bei den Herren gehören deshalb auch Kristian Blummenfelt und Patrick Lange zu den großen Abwesenden. Lange richtet sein Augenmerk ganz auf Kona, während Blummenfelt (Nummer 1 der PTO) neben Paris eben auch den Sieg auf Hawaii anvisiert. Auch der von Verletzungs- und privaten Sorgen geplagte Gustav Iden fehlt. Während unter anderem Rico Bogen (als vielversprechendes Talent) und Javier Gomez oder Alistair Brownlee (aufgrund ihrer Verdienste) eine Wildcard bekamen. Glück hatte der aktuell 174. des Ranking Max Neumann. Er war beim Cut Off noch 10. der Rangliste, verschwand aber dann total von der Bildfläche, konnte aber einen Spot erhaschen.

Wertungen

Vorweggenommen bleibt die Wertung für die PTO Rangliste die gleiche, wie sie schon 2023 war. Alle Rennen, die länger als die Olympische Distanz sind und in die PTO Kriterien bezüglich Preisgeld und anderen Kriterien fallen, kommen in die Wertung, wobei pro Athlet*in die besten drei am Ende für die Rangliste herangezogen werden. Die meisten Punkte macht man dabei bei einem Diamant Rennen. Da alle Wettkämpfe der Serie dazu zählen und der quality of field – factor dort auch naturgemäß sehr hoch ist, wird es schwierig werden, die aktuell in der Serie startenden Athlet*innen durch Ergebnisse bei anderen kleineren Rennen zu überholen.

Für die Serie selbst werden Punkte je nach Platz vergeben, wobei der/die Sieger*in je 35 und der/die 20. einen Punkt bekommen. Bei Grand Final bekommt man 50% mehr Punkte. Die besten vier Wertungen entscheiden am Ende wer der oder die Langstreckenweltmeister*in 2024 ist. Natürlich werden auch diese Athlet*innen zu den Preisgeldkönig*innen auf der Langstreckenszene gehören. Für sie könnte sich Triathlon wirklich lohnen

Zusammenfassung und persönliche Meinung

Das Entstehen einer Serie dieser Art bringt aus meiner Sicht einen unglaublich großen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung unserer Sportart. Die Bezeichnung Weltmeister*in verdient ihren Namen, ist verbandskonform und wenn man dem Ganzen etwas Zeit gibt, so sollte doch bald auch dem triathlonferneren Publikum klar werden, wer zu den besten der Szene gehört. Vielleicht ist es dann bald auch mal vorbei mit den „Firmen – Weltmeisterschaften“ wie einer 70.3 WM, einer Challenge EM und anderen Auswüchsen.

Die Besten auf der Sprint- und Olympischen Distanz wird man bei den WCTS, die besten auf der Mitteldistanz (von nun an Langdistanz) wird man bei der T100 Serie sehen. Beide Serien sind klar auf Professionalität und Weltklasse ausgerichtet. Amateursport wird wieder zu dem, was er ist: ein großartiger Sport mit tollen Leistungen, aber Amateursport eben.

Ironman oder Challenge können ihre Chance nutzen und die lange Distanz als etwas Besonderes, Herausragendes vermarkten und vor allem das Rennen auf Hawaii kann und soll wieder den Mythos bekommen, den es verdient. Dafür braucht es auch nicht einen Weltmeistertitel. Hawaii zu gewinnen, muss und wird auch in Zukunft prestigeträchtig genug sein. Genauso wie sich ein Rennen wie Roth nicht fürchten muss, an Bedeutung zu verlieren.

Für die zweite und dritte Riege an Profisportler*innen wird es überdies einfacher werden, sich bei den 70.3 und Ironman Rennen einen Namen zu machen. Die besten der Besten sind ja nicht am Start und auch wenn es schwierig sein wird, in das Feld der Besten zu gelangen, wirkliche Größe wird sich am Ende auch durchsetzen.

Auch für nationale Verbände könnte es eine Chance zu sein, die Serie als förderwürdig zu sehen und damit einen größeren und eventuell publikumswirksameren Athlet*innentyp anzusprechen. Bei einer guten Nachwuchsförderung wird sich im Anschlussalter herauskristallisieren, wer für Olympia oder doch eher für die längeren Distanzen geeignet ist. Daraus könnten sich also auch für den Nachwuchs mehr Chancen ergeben und Sportler*innen, die bisher nicht berücksichtigt wurden, in Kader aufgenommen werden, was generell die Konkurrenz erhöht und das Geschäft belebt.

Schließlich wird es sehr stark von Kommunikation und Vermarktung der Serie seitens der PTO und vor allem von den TV-Rechten abhängen, inwieweit die Größen unseres Sports so bekannt wie Tennisspieler oder Radfahrprofis werden. Wenn eine sechs Stunden Flachetappe Millionen vor die Bildschirme bringt, warum sollte das ein 100 km Triathlon nicht auch können? Und auch wenn ich finde, dass 20 Starter*innen zu wenig sind – ich hoffe, auf eine Ausdehnung in den nächsten Jahren – kann man dadurch viele Geschichten von genau diesen 20 erzählen, mit denen das Publikum mitfiebern kann.

Im Großen und Ganzen sehe ich die neue T100 Serie als große Chance. Für Profis, für Altersklassenathlet*innen, die nicht mehr erklären müssen, welchen Sport sie machen, für das Publikum und am Ende für den Sport generell. Eine Chance, die dann Großes entstehen lassen kann, wenn die Serie mit dem Verband und seinen Sponsoren langfristig zusammenarbeitet. Eine Vermarktungs – Sternschnuppe, wie wir sie schon oft im Triathlon gesehen haben, wäre auf der anderen Seite das Schlimmste was diesem wundervollen Sport passieren könnte.

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