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Triathlon ist mehr als – Start zur WCTS Serie 2024 in Yokohama

Der Blog über die Hintergründe des Elitetriathlons – von Gerald Dygryn

Am Samstag, den 11. Mai, stand nach der Absage des WCTS Opener von Abu Dhabi das erste Rennen der höchsten Kategorie in Yokohama, Japan, auf dem Programm.

Absolviert wurde die Standarddistanz (=Olympische Distanz) mit 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen. Dafür gab es bei den Athlet*innen unterschiedliche Zielsetzungen. Für manche galt es ihre Olympiaqualifikationsplätze zu sichern, für andere den Formaufbau Richtung Paris zu überprüfen. Einige der großen Namen, die schon fix für die Olympischen Spiele qualifiziert sind, verzichteten sogar ganz auf den Start. So suchte man zum Beispiel die Namen von Potter, Beaugrand, Yee oder Wilde vergebens auf der Starterliste. Nichtsdestotrotz war sowohl bei den Damen als auch bei den Herren die Creme de la Creme unseres Sports am Start.

Das Damenrennen

Neben den Olympiasiegerinnen der letzten beiden Olympischen Spiele, Jörgensen und Duffy, die sich erstmals nach langer und schwieriger Vorbereitungszeit wieder zeigte, zählten die Französinnen Lombardi und Periault, die drei deutschen Olympiastarterinnen Lindemann, Eim und Tertsch, die US Amerikanerinnen Knibb und Spivey, sowie die Britinnen Waugh und Mathias zu den Favoritinnen.

In der ersten Runde der Auftaktdisziplin, die im Unterschied zu den später startenden Männern mit Neoprenanzug geschwommen wurde, zeigte das Multitalent Taylor Knibb, dass der Wechsel zu einem neuen Schwimmtrainer bereits seine Früchte getragen hatte. Sie führte eine Dreiergruppe mit Kingma (NED) und Kasper (USA) an. Knapp dahinter die meisten der anderen Favoritinnen, wobei es ein wenig überraschend war, die starke italienische Schwimmerin Seregni nur auf Platz 11 zu finden. In der zweiten Runde wurde das Tempo aber nicht weiter verschärft. Kingma setzte sich an die Spitze und verließ nach 18:17 Minuten das Wasser. Überraschend stark Flora Duffy, die bei ihrem Comeback als Sechste die Auftaktdisziplin abschloss.

Wie immer sind die ersten Kilometer auf dem Rad die gefürchtetsten und härtesten. Hier werden die Gruppen gebildet, die später über Sieg und Niederlage entscheiden können. Das im Wasser nur wenig auseinandergezogene Feld (51 von 55 Starterinnen lagen innerhalb einer Minute) musste also am Rad etwas durchklüftet werden.

Nach der ersten Runde waren es 17 Damen, die die Spitze darstellten. Dahinter fünf weitere unter anderem mit Lehair (LUX), Eim (GER) und der Siegerin des letzten Weltcups Derron (SUI) rund 15 Sekunden zurück. Große Namen wie Tertsch, Holland oder Klamer lagen in einer weiteren 15-köpfigen Verfolgergruppe 27 Sekunden dahinter, während Gwen Jorgensen in der dritten Verfolgergruppe (bis Platz 48) um den Anschluss kämpfte. Stark unterstützt von der Österreicherin Lisa Perterer.

Schon nach einer Radrunde abgeschlagen die restlichen Damen von Platz 49 bis 55. Unter ihnen leider auch die zwei verbleibenden Österreicherinnen Julia Hauser und Tanja Stroschneider. Hauser stieg mit Perterer 56 Sekunden hinter Kingma auf Platz 46 aus dem Wasser, verlor aber in der Wechselzone beim Ausziehen ihres Neoprenanzuges wie schon bei ihrem letzten Auftritt in Chengdu alle Chancen auf eine bessere Platzierung. Stroschneider schloss das Schwimmen mit 1:57 Minuten Rückstand als 54. und vorletzte ab.

Das Tempo an der Spitze war sehr hoch und so wurde die Gruppe vorne immer kleiner. Rappaport (USA), die sich in diesem Jahr am Rad nicht wirklich leistungsfähig präsentiert und nur mehr wenig Chancen auf einen Startplatz in Paris hat, war die Erste, die reißen lassen musste. Die Belgier Vermeylen folgte. Aber auch Pech spielte eine Rolle. Die starken Athletinnen Rainsley (GBR), Mansson (SWE) und Kingma (NED) hatten technische Probleme. Während dadurch die beiden Erstgenannten zur Aufgabe gezwungen wurden, schaffte es Kingma zwar den Platten am Vorderreifen durch Radwechsel selbst zu beheben, wurde dennoch am Ende aber nur 47.

So waren es 14 Damen, die mit 1:04 Minuten auf die fünf Verfolgerinnen und 2:12 Minuten Vorsprung auf das große Hauptfeld in die zweite Wechselzone kamen. In der fünften der neun Radrunden hatten die beiden Verfolgergruppen zueinander gefunden. Erwähnenswert dabei der auffallend große Anteil von Perterer, die sich bis zu diesem Zusammenschluss immer wieder entschlossen vorne zeigte.

Entscheidung auf der Laufstrecke

Die Französin Emma Lombardi, die genau wie ihre Landsfrau Leonie Periault noch keinen fixen Startplatz für die Spiele in ihrer Heimat in der Hand hatte, verließ als Erste die Wechselzone. Dicht gefolgt von Kate Waugh, Taylor Spivey und Flora Duffy (BER). Im Interview nach dem Rennen zeigte sich Taylor Knibb sehr unzufrieden mit dem Wechsel, bei dem sie neun Sekunden und acht Plätze verlor.

De wichtigsten Namen dahinter zu Beginn des Laufs: Nina Eim (GER) 16. (minus 1:08), Vicky Holland (GBR) 23. (minus 2:18), Lisa Perterer (AUT) 32. (minus 2:20), Gwen Jorgensen (USA) 39. (minus 2:24), Lisa Tertsch (GER) 44. (minus 2:25), Julia Hauser (AUT) 50. (minus 3:33), Tanja Stroschneider (AUT) 52. (minus 3:40)

Bei Kilometer Zwei der Laufstrecke übernahm Leonie Periault erbarmungslos das Kommando. Niemandem aus der Spitzengruppe war es möglich, ihr auch nur annähernd zu folgen und so konnte sie am Ende mit der drittbesten Laufzeit (33:02) und 36 Sekunden Vorsprung den Sieg in Yokohama und gleichzeitig die Qualifikation für Paris feiern.

Stark zeigte sich Taylor Knibb, die sich 2024 mit neuem Trainerstab nur auf die Olympischen Spiele konzentriert. Nach einer sehr guten Vorstellung im Wasser und der kontrollierten Leistung am Rad ließ sie die viertbeste Laufzeit (33:31) folgen. Das reichte zu Platz Zwei, dicht gefolgt von Emma Lombardi, die damit das französische Trio bei den Olympischen Spielen neben Beaugrand vervollständigen sollte.

Sehr emotional war Flora Duffy im Ziel, die sich bei ihrem Comeback mit Platz Sieben wirklich stark zeigte und für die Favoritinnenrolle in Paris sicher noch nicht ganz abzuschreiben ist. Die stärksten Laufzeiten kamen allerdings aus der zweiten Verfolgergruppe, wo sich Lisa Tertsch (32:49) noch auf Platz 14 und Gwen Jorgensen (32:56) auf Platz 15 gegenseitig vorpushen konnten.

Die Platzierungen der Österreicherinnen: Platz (Gesamtrückstand/Laufzeit/Laufplatz):

  1. Lisa Perterer (-4:41/35:27/30.)
  2. Julia Hauser (-5:25/34:57/23.)
  3. Tanja Stroschneider (-8:24/37:50/47.)

Die Herren und die Stürze

Das Rennen der Herren stand auf der einen Seite im Zeichen des Kampfes der beiden ehemaligen Weltmeister Vincent Luis und Leo Bergere um den letzten französischen Startplatz für Paris und auf der anderen Seite im Zeichen von einigen Stürzen am Rad, die nicht nur das Rennen selbst beeinflussten, sondern auch die weitere Vorbereitung einiger Athleten in Mitleidenschaft ziehen könnte. Die prominentesten DNF waren dabei Dorian Coninx (der länger auf der Straße liegen blieb und bis zum Redaktionsschluss nichts über seinen endgültigen Verletzungsstatus sagen konnte), Henri Shoeman (RSA), Tyler Mislawchuk (CAN) oder Simon Henseleit (GER). Der regierende U23 WM zog sich dabei sogar einen Bruch des Ellenbogens zu. Auch Leo Bergere war in einen Radsturz verwickelt, konnte das Rennen jedoch beenden.

Im Wasser zeigte sich jedoch zuerst das Männerfeld noch dichter als im Damenrennen. So waren die ersten 30 innerhalb von 19 Sekunden. Der schnellste Schwimmer war Mark Devay (HUN), gefolgt von Luis, Coninx und Schomburg (GER). Bergere stieg als 16. aus dem Wasser, Alois Knabl (AUT) als 18. (11 Sekunden zurück), Morgan Pearson (USA) als 19. Olympiasieger Kristian Blummenfelt war als 28. mit 17 Sekunden Rückstand genauso noch in Schlagdistanz wie Jonathan Brownlee (30., 19 Sekunden zurück). Der zweite Österreicher Tjebbe Kaindl lag an 46. Stelle 41 Sekunden hinter der Spitze.

29 Herren (mit Knabl) bildeten beim Radfahren die Spitzen- und quasi der Rest die Verfolgergruppe. In dem wie oben schon erwähnt von Stürzen mitgeprägten Rennen – von einem war auch Knabl betroffen, musste kurz vom Rad und konnte die aufgehende Lücke aber schließen – folgte schließlich in Runde sechs der Zusammenschluss und es kamen praktisch alle Herren gleichzeitig in die zweite Wechselzone. Eine reine Laufentscheidung musste also folgen.

Schomburg führte wie gewohnt das Feld als Erster aus der Wechselzone. Aber auch Kaindl wechselte, nachdem er schon in der letzten Radrunde versuchte, sich vorne in Szene zu bringen, sehr schnell und lag auf den ersten Metern auf Platz Vier. Ein wieder engagierter Auftritt aber drei Wochen ohne Training nach seinen Start in Hong Kong ließen ihre Spuren.

Entschieden war also damit noch nichts. Klarer das Bild nach 2,5km. Einer Dreiergruppe mit Luke Willian (AUS), Jelle Geens (BEL) und Morgan Pearson (USA), folgte Hauser (AUS), Nener (JPN) und Luis. In Lauerstellung Bergere (9.) und Blummenfelt (12.). Dieser war nach Hälfte der Laufstrecke zwar schon 9., aber es war klar, dass er mit dem Sieg nichts zu tun haben würde. Zu stark zeigten sich Hauser und Willian, vor allem aber Morgan Pearson, der zuerst mit Willian den Vorsprung ausbaute und in der letzten Runde schließlich allein davonzog. Mit dem Sieg in Yokohama unterstrich er, warum er der erste US-Amerikaner war, der sich für die Spiele in Paris qualifizieren konnte. Platz Zwei für Matthew Hauser, der kurz vor Schluss seinen Landsmann Willian noch auf Platz Drei verweisen konnte. An vierter Stelle Leo Bergere, der damit klar seinen Anspruch auf den dritten französischen Startplatz in Paris geltend machte. Kristian Blummenfeld blieb mit der 13. besten Laufzeit Platz 10.

Die Platzierungen der Österreicher: Platz (Gesamtrückstand/Laufzeit/Laufplatz):

  1. Alois Knabl (-2:33/31:51/35.)
  2. Tjebbe Kaindl (-4:30/33:53/44.)

Es kamen 55 Damen und 47 Herren ins Ziel

Hier alle Ergebnisse

https://triathlon.org/results/result/2023_world_triathlon_championship_series_yokohama1

Das nächste WCTS Rennen – und damit das letzte, das in den olympischen Qualifikationszeitraum hineinfällt – findet am 25.5. in Cagliari statt.

Der Autor ist Gründer und CEO von GDT Sportconsulting. Die Firma betreibt eine Schwimmschule in Wien und Umgebung (www.gdt.at) und bietet individuelle Trainingspläne für jedes Level, sowie Camps und Workshops an (www.triathlonwerkstatt.at). Außerdem ist Gerald Dygryn Performance Coach eines jungen Teams und für den ORF als Experte bei Triathlon Großereignissen tätig

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